Unternehmensbeteiligungen profitieren von der Marktfähigkeit einer
Geschäftsidee
Anlageformen der Zukunft oder wie entpuppen sich eigentlich Schmetterlinge?
Die Geschäftsidee ist gut, sehr gut sogar. Aber: Wie ist die Idee in die
Praxis umzusetzen? Welche Rechtsform ist richtig? Wieviele Mitarbeitern
sind in den einzelnen Phasen des Wachstums für den laufenden
Geschäftsbetrieb notwendig? Wie viel Kapital sind im Anlauf notwendig und
woher kommt das Startkapital?
Auf Gründertreffen fällt häufig zum erstenmal der Begriff: Inkubator -
Brutstätte! Wenig später sind Jungunternehmer davon überzeugt: Das ist die
Unterstützung die sie brauchen, um sich mit der Geschäftsidee am Markt zu
etablieren. Denn in Brutkästen greifen Großunternehmen innovativen
Gründern auf dem Weg in die Selbständigkeit unter die Arme. Erfahrene
Manager, sogenannte Business Angels, geben Tipps bei der Auswahl von
Mitarbeitern, stellen Kontakte zu Kunden und Kooperationspartnern her und
finanzieren die Startphase. Im Gegenzug erhalten diese Anteile an der
Gründungsfirma.
Besonders bei Inkubatoren können die Ansprechpartner jederzeit mit Rat und
Tat einspringen, da Gründer und Helfer oft unter dem selben Dach arbeiten.
Dies hat den Vorteil, dass die Büroeinrichtungen bereits stehen und bei
schnellem Wachstum einfach zusätzliche Räume angemietet werden. Die
Start-Up’s in den Nachbarbüros sorgen dabei oft für Synergien. Nicht
selten werden sogar Mitarbeiter ausgeliehen.
Doch im klassischen Private Equity Geschäft wird kaum ein direkter Einfluss
auf das Tagesgeschäft des Gründers ausgeübt. Wie unterscheiden sich also
die beiden Begrifflichkeiten, bzw. was haben sie gemeinsam?
Private Equity bezeichnet grundsätzlich das Anteils- oder auch
Beteiligungskapital, das von institutionellen Investoren zur Verfügung
gestellt wird, um junge Unternehmen zu unterstützen. Es handelt sich dabei
nicht um staatliche Förderungen oder Kredite, sondern um echtes
Eigenkapital. Im Umkehrzug partizipiert der Eigenkapitalspender an der
innovativen Geschäftidee, wobei nicht der operative Geschäftsbetrieb,
sondern der Exit und damit die Verabschiedung aus dem sodann erfolgreichen
Unternehmen von Interesse ist. Das Ziel ist also eine zeitlich begrenzte
Partnerschaft, bei dem sowohl das gecoachte Unternehmen als auch die
Kapitalbeteiligungsgesellschaft Gewinn erzielen. Eine zutreffende begriffliche Klärung für Private Equity lautet daher: Außerbörsliche Finanzierung
durch Kapitalbeteiligunggesellschaften.
Das praktische Vorgehen einer Beteiligungsgesellschaft konzentriert sich
im wesentlichen auf folgende Unternehmensphasen:
Gründung oder Seed |
Finanzierung und verwertbares Marktkonzept
der Idee |
Start-up |
Aufbau des Unternehmens, Marketing, Vertriebsorganisation |
Expansion |
Wachstumsfinanzierung durch Internationalisierung |
Ausgliederung oder Exit |
Übernahme durch Management (MBI / MBO),
Börsengang (IPO) |
Die eigentliche Private Equity Finanzierung konzentriert sich auf die
Phasen Expansion und Exit, in denen das Unternehmen den Break Even bereits
erreicht hat und Profit generiert. Am Markt wird das Geschäft mit
Unternehmensbeteiligungen mit knapp über 70 % von Buyouts dominiert, so
die Zahlen des Bundesverband Deutscher Kapitalanlagegesellschaften (BVK).
Dies bedeutet einen eher konservativen Einstieg in ein relativ junges
Unternehmen den Vorzug zu geben, denn wird eine Firma mit Gewinn verkauft,
freuen sich die Anleger über steuerfreie Ausschüttungen. Der Einstieg in
die Seed oder Start-up-Phase wird unter den scheuen Risikokapitalgebern
seltener praktiziert. Diese Phasen kennzeichnen Venture Capital oder
Wagniskapital. Die Zurückhaltung der privaten Investoren in diesen Phasen
ist jedoch verständlich, denn der Internethype um die Jahrtausendwende und
die damit verbundenen Wildwüchse an den internationalen Börsenplätzen,
haben das Image von Private Equity Transaktionen stark belastet. Zu viele
Börsengänge hatten ihre Zahlen unrealistisch extrapoliert und den Markt
verunsichert. Damals konnten sich noch so manch erfolgloses
Unternehmenskonzept an einem der ersten Brutkästen relativ zügig
Wagniskapital erschliessen. Ein e-... oder ...-net im Firmennamen reichte,
um Investoren zu locken. Heute können sich Gründer glücklich schätzen, an
einer Intensivbetreuung durch einen Inkubator teilzunehmen zu dürfen. Ähnlich dem großen Multimediakonzern Bertelsmann gehen etliche
Venture-Capital-Unternehmen, die als Risikokapitalgeber neuartige, junge
Firmen betreuen, sehr verhalten und selektiv vor.
Die Talfahrt der New-Economy-Blase hatte jedoch schmerzliche Folgen für den
Innovationsstandort Deutschland und Europa. Die Zurückhaltung der Privaten
in der Phase der Anfangsfinanzierung von Innovationen wurde daher
wesentlich über Fördergelder, Krediten, Darlehen und Zuschüssen von der
Bundesregierung getragen. Der Bund und der Europäische Investitionsfonds
(EIF) vergaben zudem auch Mittel über Dachfonds für Beteiligungskapital im
Rahmen des Amsterdam-Sonderaktionsprogramms und der
Innovation-2000-Initiative, der direkt Mittel an Venture Capital Fonds
verteilte.
Beteiligungsfonds kommt somit bei der Finanzierung in Deutschland eine
wachsende Bedeutung zu. Da die Banken unter anderem wegen der Neuregelung
zur Kreditvergabe (Basel II) bei Firmendarlehen Zurückhaltung üben, müssen
junge Unternehmen zunehmend auf alternative Finanzierungswege ausweichen. Womit
sich für diese Form der Unternehmensfinanzierung excellente Renditechancen
bieten. Als Beispiele erfolgreicher Private Equity Beteiligungen aus
der US-Tradition seien Unternehmen, wie z.B. Microsoft, ebay oder Google
genannt, die sich ex post zu wunderschönen Schmetterlingen entwickelten.
Der medienspektakuläre Kauf / Takeover eines Unternehmens im Beteiligungsgeschäft durch Buyoutfirmen wird am Kreditmarkt fremdfinanziert. Ein zu übernehmendes Unternehmen wird dann mit dem ca. 9 bis 14fachen des Ebitda (Gewinn vor Steuern, Zins und Abschreibung) bewertet. Entsprechende Zinssätze liegen fünf Prozentpunkte über dem Zins am Euro- Interbanken-Markt ... die wesentlichen Beteiligungsformen sind:
Investition direkt in Unternehmen
Beteiligung an Venture Capital- oder Private Equity Fonds (i.e.S.)
Anlage in einen Dachfonds, der wiederum in mehrere Private Equity Fonds investiert |
Institutionelle bevorzugen eine direkte Investition in Unternehmen und verhandeln umfangreiche individuelle Vertragswerke. Knackpunkt hier die Kontrolle des Managements und der Liquiditätsströme. Diese Supervisorfunktion gleichen Private Equity Fonds aus. Marktführer sind Blackstone, GS Capital Partners, Carlyle Partners, BC European Capital und Thomas H. Lee E. F. 1996, deren Investitionsvolumen mit Ende 2005 jeweils zwischen 12 und 6 Mrd. Dollar bewegen.
Für
den Privatanleger sind Dachfonds sinnvoll, da sie u. A. kleine Losgrößen ab
10.000 Eur bieten und das Risiko stark streuen. Der Vertrieb wird hauptsächlich von unabhängigen Initiatoren geführt. Doch inwiefern bietet sich
hier eine Engagement unter steuerlichen Gesichtspunkten an?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Anleger beteiligen sich als stille
Gesellschafter an einem gewerblich geprägten Fonds oder werden
Kommanditist eines vermögensverwaltenden Modells. Sind die Fonds
gewerblich konzipiert, wird direkt in Unternehmen investiert, womit die Geldgeber Anfangsverluste mit ihrem
Einkommen verrechnen können. Die häufigeren vermögensverwaltenden Fonds bieten
dagegen, steuerfreie Gewinnausschüttungen. Da Innovationsinvestitionen ähnlich wie Beteiligungen an erneuerbaren Energien politisch gewünscht
sind, akzeptiert die Finanzverwaltung entsprechende Steuervorteile in der
Regel ohne Probleme.
Tiefergehende Quellen:
VDI Nachrichten - Venture Capital Panel
marktstudie.de - Private Equity Entwicklung bis 2010
Diplom J. Thiele - Transformation bei Unternehmensfinanzierung
Portal Europäische Union - Finanzmittel und Risikokapital für Jungunternehmen
Bundesverband Deutscher Kapitalanlagegesellschaften - Barometer mit der KfW
European Private Equity & Venture Capital Association - Statistiken, Reasearch, Publikationen
avco.at - Präsentation zu Formen der Beteiligungsfinanzierung: Direktbeteiligung, Mezzanine Kapital, Private Equity
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